Bestiftete Walze

Die bestiftete Walze ist das älteste bekannte Datenspeicher-System. Die Walze ist ein drehbarer Zylinder, auf dem einzelne Stifte angebracht sind. Bei Glockenspielen werden fingerähnliche Hebel, die mit dem Glockenhammer verbunden sind, durch die Stifte angehoben und wieder freigegeben. Der Hammer wird dabei vom eigenen Gewicht gegen die Glocke geschlagen. Die Länge des Glockentons hängt davon ab, wie lange das Metall schwingt.

Bestiftete Walzen wurden auch in Orgeln eingebaut. Bei der Orgel müssen jedoch unterschiedliche Tonlängen spielbar sein. Die Tonlänge hängt davon ab, wie lange die Ventilklappe einer Pfeife geöffnet bleibt. Für kurze Töne benutzt man daher einzelne Stifte. Für lange Töne benutzt man unterschiedlich lange Brücken oder Klammern, die das Pfeifenventil länger offen halten. Die Orgelwalzen wurden im Laufe der Zeit weiter entwickelt. Bei den ältesten Walzen sind die Stifte so angeordnet, dass nacheinander acht bis zwölf Melodien gespielt werden können. Eine Melodie ist nach einer Umdrehung zu Ende und beginnt von vorn; wenn man die Walze weiterdreht. Durch seitliches Verschieben der Walze wird die nächste Melodie eingestellt und so fort. Die Länge der Melodie hängt vom Walzenumfang ab. Um längere Melodien spielen zu können, entwickelte Jacques de Vaucanson 1738 die schrauben- oder spiralförmig bestiftete Walze. Während des Spiels wird die Walze seitlich verschoben. Je nach Steigung des Schraubenganges dreht sie sich vier bis sechs mal.

Auch die Schweizer Spieluhren aus dem 19. Jahrhundert wurden mittels einer Walze angetrieben. Das Neue daran ist der Tonkamm, dessen unterschiedlich gestimmte Stahlzähne durch Stifte auf einer Messingwalze angezupft und zum Klingen gebracht werden. Während die meisten mechanischen Musikinstrumente Klangerzeuger besitzen, die auch in handgespielten Musikinstrumenten vorkommen, handelt es sich beim Tonkamm um einen speziell für mechanische Musikinstrumente konzipierten Klangerzeuger.